Die eigenen Gedanken sind oft unser innerer Antrieb und
Stimmungsmacher gleichermaßen. „Positiv denken!“ ist nicht ohne Grund
der meistverwendete Motivationsspruch in anstrengenden Zeiten. Wer
positiv denkt, wünscht damit den guten Ausgang einer Situation herbei.
So zumindest die Theorie. Doch lässt sich dieser Ansatz auch auf das
Berufsleben übertragen?
Wie schön wäre es, wenn wir angesichts
einer niemals endenden ToDo-Liste einfach positive Gedanken ins
Universum schicken, und die Erledigung der Aufgaben läuft wie von
allein? Ganz so einfach ist es leider nicht, wir hatten es bereits
vermutet. Doch es gibt einige Ansätze in Sachen Selbstorganisation und
-motivation, die uns mit positiverem Gefühl an Herausforderungen
denken und diese mit mehr Freude angehen lassen.

Die eigene Effektivität zu steigern war noch nie so einfach.
Darija Ilic, Account Managerin bei MIVO, erklärt was es mit dem Thema
„Selbstführung“ auf sich hat und wie es uns allen helfen kann, ein
ausgeglicheneres und glücklicheres Leben zu führen. Dank ihrer eigenen
Coachingvergangenheit ist die 38-Jährige ein Profi auf diesem Gebiet.
MIVO: Hallo Darija, Selbstmanagement ist ja ein bereits oft
thematisiertes und nicht nur positiv besetztes Konzept. Inwiefern
unterscheidet sich Selbstführung hiervon?
Darija: Häufig werden die Begrifflichkeiten synonym
verwendet, tatsächlich stellt die Selbstführung aber eine
Weiterentwicklung des Selbstmanagements dar. Das Selbstmanagement
beschreibt in erster Linie, was getan werden soll, z.B. einen Bericht
abschließen. Aus der Sicht der Selbstführung wird zusätzlich die Frage
gestellt, warum und wie etwas getan wird und als wie wichtig wir eine
Aufgabe erachten. Während wir beim Selbstmanagement auf eine Belohnung
hinarbeiten, wie z.B. einen Bonus nach einem erfolgreich
abgeschlossenen Projekt, erweitert die Selbstführung diese Sicht und
beschreibt Belohnungen, welche direkt während der Aufgabenbearbeitung,
also aus einem natürlichen Motivationsprozess heraus, selbst auftreten.
MIVO: Verhaltensfokussierte Strategien spielen eine große
Rolle im Bereich der Selbstführung. Was versteht man darunter?
Darija: Die verhaltensfokussierten Strategien
erweitern die eigene Aufmerksamkeit hinsichtlich des Verhaltens.
Methoden wie Selbsterinnerung, Selbstzielsetzung, Selbstbeobachtung
als auch Selbstbelohnung und Selbstbestrafung dienen dazu, ein positiv
erwünschtes Verhalten zu verstärken und zugleich negatives Verhalten
zu reduzieren.
MIVO: Erkläre uns doch einmal kurz die Idee der
Selbstzielsetzung und der Selbstbeobachtung. Inwiefern wirken diese
beiden zusammen?
Darija: Bei der Selbstzielsetzung fokussiere ich mich
darauf, spezifische Ziele für die eigene Arbeitsleistung zu setzen und
auf diese hinzuarbeiten. Auch denke ich bereits darüber nach, welche
Ziele ich mir in Zukunft setzen will. So bleibe ich fokussiert und
motiviert. Die Selbstbeobachtung soll während dieser Zeit scannen, wie
effektiv und produktiv ich an meiner Zielerreichung arbeite. In diesem
Zusammenhang sollte ich mir regelmäßig Fragen stellen: Was könnte ich
an meinen Arbeitsabläufen ändern? Was könnte ich delegieren?
Priorisiere ich meine Aufgaben, oder bin ich jederzeit für jeden
ansprechbar? Lasse ich mich schnell von meinem eigentlichen Ziel abbringen?
MIVO: Wenn man sich mit Selbstführung beschäftigt, stößt man
auch auf den Begriff Selbstbelohnung, was nicht unbedingt den Kauf
der Lieblingstasche nach erfolgreichem Projektabschluss bedeutet.
Was verbirgt sich hinter der sogenannten „natürlichen Belohnungsstrategie“?
Darija: Selbstbelohnung ist ein sehr wichtiger Faktor
zur Steigerung der persönlichen Effektivität. Durch die persönliche
Belohnung z.B. nach einem erfolgreich abgeschlossenen Projekt wird ein
gewünschtes Verhalten positiv verstärkt. Es motiviert einen für neue
Herausforderungen und deren erfolgreichen Abschluss. Diese Belohnung
kann die neue Lieblingstasche oder eine neue technische Spielerei
sein, doch vor allem kann sie für jeden ganz unterschiedlich sein und
hat für jeden eine andere Wertigkeit und Bedeutung. Die natürliche
Belohnungsstrategie zielt darauf ab, Vergnügen an der Arbeit zu
finden, anstatt sie einfach nur fertig zu bekommen, das heißt seinen
eigenen Lieblingsweg zur Erledigung der Aufgaben zu nutzen und gezielt
Tätigkeiten einzuplanen, die Spaß machen. So kann z.B. auch eine
ausgiebige Kaffeepause mit den Kollegen zwischendurch die
Arbeitsmotivation und Effektivität erhöhen.
MIVO: Oft stecken wir so tief in unserem Berufsalltag drin,
dass wir unsere eigenen Einstellungen gegenüber Dingen gar nicht
mehr hinterfragen. Hast du hier Tipps, um die Macht der Gewohnheit aufzubrechen?
Darija: Ich glaube, wichtig ist es vor allem in
Situationen, in denen wir auf Zeitdruck oder Schwierigkeiten treffen,
die persönlichen Sichtweisen zu hinterfragen. Denn Stress beginnt im
Kopf, und das wollen wir vermeiden! Einfach mal kurz zurücklehnen,
durchatmen und prüfen, ob meine Überzeugungen in solchen Situationen
angemessen sind. Vielleicht muss diese eine Aufgabe nicht sofort
erledigt werden, der Kollege kann auch mal warten, oder ich muss das
„Nein“-Sagen lernen. Vielleicht muss ich mich auch einfach mal wieder
selbst loben. Meine liebe Kollegin Wiebke sagte einmal, Zeit hat man
nicht, die nimmt man sich. Und das sollte man eben auch tun, um sich
selbst zu beobachten – für weniger Stress, mehr Selbstaufmerksamkeit
und Effektivität.
Vielen Dank für das spannende Interview!
Soviel zur Theorie. Und wie funktioniert Strategische Selbstbelohnung
nun in der Praxis?
